Rezept: Ode an den Dal // Recipe: Ode to Dal

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Heute möchte ich ein eigenes Dal-Rezept teilen. 

Dal ist ein südasiatisches Gericht aus Hülsenfrüchten, zumeist aus Linsen hergestellt. Ja, Dal ist wohl eines der wichtigsten Gerichte im südasiatischen Raum, das bereits im Mahabharata-Epos Erwähnung finden soll (was ich bei 200 000 Versen selbst nicht nachprüfen konnte). 2016 ist mir im nepalesischen Himalaya in Richtung Annapurna die schöne Phrase "Dal Bhat Power - 24 Hour" über den Weg gewandert. Kein Wunder. Die getrockneten Linsen sind als Küchenrohstoff gut auf über 4000m zu transportieren. Dal als kulinarischer energiereicher Treibstoff für den menschlichen Körper - vor allem in Anbetracht harter, körperlicher Arbeit. Ach ja, und Dal schmeckt natürlich überall anders. Alleine in den Regionen Nordindiens und Südindiens - Same, same, but very different, my friend. Im dem Sinne kann man auf der Zunge auch über Dal die Vielfalt des Subkontinents erkunden.

Eines ist dem Konzept Dal aber gemein: Dal ist einfach, günstig, extrem nahrhaft und er kann wahnsinnig köstlich sein


Ich verrate wohl kein Geheimnis, wenn ich sage, dass die südasiatischen Küchen allem voran für die reiche Verwendung von Gewürzen bekannt sind. Eine solche Zubereitung kann unheimlich fein sein und stellt ohne Frage für sich eine hohe Kunst dar. Viele Gewürze, langes garen, komplexe Aromen. Hier ist Dal aber auch unglaublich dankbar, da man unter Einhaltung weniger Zubereitungsgrundlagen mit verschiedenen Gewürzen eigentlich fast immer zu einem leckeren Ergebnis kommen. Meine Freiburger Freunde nennen es zum Beispiel Simons "Turbo Dal". Simon wird für 20 Minuten eins mit dem Gewürzregal und den Linsen. Das anschließende Ergebnis sieht immer anders aus, ist aber immer köstlich und erfreut sich größter Beliebtheit.

Das alles vorweg gestellt, fragte ich mich letztes Jahr: Wie darf Dal noch sein?

Es gibt einen "gastrosophischen" Ansatz aus den 1970ern der Gastronomiekritiker Henri Gault und Christian Millau namens "Nouvelle Cusine". Dabei ging es den beiden damals allem voran darum eine neue Küchenausrichtung in Differenz zur der Haute Cusine zu proklamieren.  Es sollte eine Küche sein, die auf die Bewahrung des Eigengeschmacks der Zutaten abzielt. Gault und Millau definierten 10 Gebote der "neuen Küche“:


  1. Nichts zu lange kochen.
  2. Frische und hochwertige Produkte verwenden.
  3. Die Karte leichter machen.
  4. Nicht systematisch modernistisch sein.
  5. Gleichwohl, danach suchen, was neue Techniken bringen.
  6. Marinaden, Abhängen, Fermentation vermeiden.
  7. Schwere Soßen beseitigen.
  8. Die Diät nicht ignorieren.
  9. Die Präsentationen nicht manipulieren.
  10. Erfinderisch sein.

Nun gut, also habe ich das Dal-Konzept durch dieses Raster gejagt. An der Nutzung getrockneter Linsen kam ich nicht vorbei, aber ich wollte weg von den anderen getrockneten Zutaten, allem voran der Gewürze und hin zu einer Frische. Zudem war mein Ziel wenige Zutaten bester Qualität zu nutzen und eine kurze Zubereitungszeit mit geringem Aufwand zu wahren. Gemäß der Nouvelle Cusine sollte aber vor allem der Eigengeschmack der wenigen Zutaten optimal zur Geltung kommen.



Nach einigen Experimenten hat sich das folgende Rezept herauskristallisiert. In der Hauptrolle, neben der Oscar-verdächtigen Performance der Linsen: Frisches Kurkuma.



Ode an den Dal (für 4 Personen/20min)







Zutaten (nach Möglichkeit in Bio-Qualität):

- Gelbe Linsen    (200g)
- Frisches Kurkuma (3 in der Größe halber Ringfinger)
- Ingwer                 (1 halber kleiner Finger)
- Rote Zwiebeln    (2 mittelgroße)
- Knoblauch          (4 Zehen)
- Kokosmilch         (400ml)
- Wasser                 (2 Tassen)
- Rapsöl                  (3EL)
- Meersalz              (2EL)
- Brauner Zucker  (1TL)
- Indonesischer langer Pfeffer (Ersatzweise schwarzer Pfeffer - frisch gemahlen, aber da wird der süßliche Hauch von Nelke des langen Pfeffers leider fehlen)
- Optional zur Garnitur: frische Minze



Als Beilage:
 - Brot (Naan, Chapati oder ähnliches) oder Reis (am besten weißer Basmati)


Zubereitung

  • Rote Zwiebeln schälen und würfeln. Mit jeweils 1 TL Zucker und Salz in Rapsöl bei mittlerer Hitze in einem Topf anschwitzen. Den geschälten Ingwer und zwei der geschälten Kurkuma-Finger mit der Küchenreibe zu den Zwiebeln reiben. (Obacht - hier wird es und bleibt es gelb - Das Kurkuma färbt ohne Gnade. Handschuhe helfen). 

  • Nun geht das Schwitzen im Topf langsam in das Anrösten über. Fünf Minuten unter Rühren weiter erhitzen. Zwischenzeitlich den gehakten Knoblauch mit dazugeben und mitanrösten. Es beginnt zu duften. 

  • Die gelben Linsen derweil waschen und abtropfenlassen. Mit etwas Öl ebenso in den Topf geben und unter Rühren zwei Minuten glasig werden lassen.

  • Mit zwei Tassen Wasser ablöschen und so umrühren, dass sich der Bodensatz löst. Die Dose Kokosmilch und zwei EL Meersalz dazugeben. Kräftig umrühren und anschließend mit dem Deckel vorsichtig erhitzen, dass das Dal zu simmern beginnt. (Es sollte nicht kochen. Eventuell muss hier je nach Zutaten noch ein bisschen mit Wasser nachgesteuert werden).

    • Nach etwa 8-10  Minuten, wenn die Linsen noch gut bissfest sind, den verbleibenden Kurkuma-Finger mit der Küchenreibe dazu geben. Mit Salz und Zucker abschmecken. Sobald die Linsen bissfest sind den Topf vom Herd nehmen Den frisch gemahlenen indonesischen langen Pfeffer hinzugeben, umrühren, 1 Minute ziehen lassen und servieren.




    Ich hoffe es schmeckt nicht nur mir bruDal gut. Guten Appetit!





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    ENG



    Today I would like to share a dal recipe of my own. 

    Dal is a South Asian dish made from legumes, mostly lentils. Yes, Dal is probably one of the most important dishes in the South Asian region. It is said to be mentioned already in the Mahabharata epic (which I could not verify myself facing 200 000 verses). In 2016, the beautiful phrase "Dal Bhat Power - 24 Hour" crossed my path in the Nepalese Himalayas in the direction of Annapurna. No wonder. Dried lentils as a kitchen raw material are easy to be transported to a high of more than 4000 m. 
    Dal as a culinary energy-rich fuel for the human body - especially speaking of settings of hard, physical work. Oh yes, and Dal tastes different everywhere, of course. In the regions of North India and South India alone - Same, same, but very different, my friend. In this sense, you can explore the diversity of the subcontinent on your tongue through dal.

    But one thing the concept of dal has in common: dal is simple, inexpensive, extremely nutritious, and it can be unbelievably delicious.


    I am not giving away any secret when I say that South Asian cuisines are known first and foremost for their rich use of spices. Such a preparation can be incredibly fine and this kind of preparation is, without question, a high art in itself. Many spices, long cooking, complex flavors. Here, however, Dal is also incredibly grateful, because by adhering to a few preparation basics with different spices, you actually almost always come to a delicious result. For example, my friends from Freiburg call it Simon's "Turbo Dal". For about 20 minutes Simon immerses into the spice rack and the lentils . The result always looks different, but is always delicious and enjoys great popularity.

    Considering all this, I asked myself last year: Is there any other way how Dal might taste?

    There is a "gastrosophical" approach from the 1970s of the gastronomy critics Henri Gault and Christian Millau called "Nouvelle Cusine". At that time, these two fellows tried to proclaim a new kitchen in contrast to the Haute Cusine.  The Goal was a cuisine that aimed to preserve the intrinsic flavor of the ingredients. Gault and Millau defined 10 commandments of the "new cuisine":

    1. Do not overcook anything.
    2. Use fresh and high quality products.
    3. Make the menu lighter.
    4. Not to be systematically modernistic.
    5. Nevertheless, look for what new techniques bring.
    6. Avoid marinades, hanging out, fermentation.
    7. Eliminate heavy sauces.
    8. Do not ignore the diet.
    9. Do not manipulate the presentations.
    10. Be inventive.

    Alright! I'd ran the dal concept through this framework. I couldn't get past the use of dried lentils, but I wanted to get rid of the other dried ingredients, especially the spices. And I wanted to head toward an other kind of freshness. Besides, my goal was to use few ingredients of the best quality and maintain a short preparation time with little effort. In accordance with the Nouvelle Cusine, the inherent flavor of the few ingredients should unfold in the best possible way.


    After some experimentation, the following recipe has prevailed. Main Actor, besides the Oscar-worthy performance of the lentils: fresh turmeric.



    Ode to the Dal (serves 4/20min)





    Ingredients (organic if possible):

    - Yellow lentils (200g)
    - Fresh turmeric (3 in size half ring finger)
    - Ginger (1 half small finger)
    - Red onions (2 medium sized)
    - Garlic (4 cloves)
    - Coconut milk (400ml)
    - Water (2 cups)
    - Canola oil (3EL)
    - Sea salt (2EL)
    - Brown sugar (1TL)
    - Indonesian long pepper (substitute black pepper - freshly ground, but you would miss this little sweet tone of clove)
    - Optional garnish: fresh mint

    For garnish:
     - Bread (naan, chapati or similar) or rice (white basmati is best).#



    How to proceed

    • Peel and dice red onions. Sauté with 1 tsp sugar and salt in canola oil over medium heat in a saucepan. Grate the peeled ginger and two of the peeled turmeric fingers with the kitchen grater and add it to the saucepan. (Watch out - this is where it gets and stays yellow - The turmeric stains are the worst. Gloves will help). 

    • Now the sweating in the pot slowly turns to sautéing. Continue to heat for five minutes while stirring. In the meantime, add the minced garlic and sauté. It begins to smell. 

    • Meanwhile, wash and drain the yellow lentils. Add them to the pot with a some oil and stir-fry it for two minutes until they turn a bit translucent.

    • Deglaze with two cups of water and stir so that the sediment on the bottom dissolves. Add the can of coconut milk and two tablespoons of sea salt. Stir and then heat gently with the lid on so that the dal starts to a simmer. (It should not boil. Depending on the ingredients, you may need to add a bit more water ).

    • After about 8-10 minutes, when the lentils are still firm to the bite, add the remaining turmeric finger with the kitchen grater. Season to taste with salt and sugar. When the lentils are just firm to the bite, remove the pot from heat. Add the freshly ground Indonesian long pepper. Stir it and let it steep for 2 minutes before serving.


    I hope you'll like it. Enjoy your DALicious meal!






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    Pictures by Daniel Teixeira  - Thank you my friend!


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