Kerala 2023 // Maha Shivatrati

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Maha Shivatrati – Die Große Nacht Shivas

 

Wer hat es bemerkt? Von 18.02. auf 19.02. befanden wir uns in der Nacht vor dem nächsten Neumond. Nach hinduistischem Mondkalender fällt auf diese Nacht ein heiliges Hochfest, welches dem Gott Shiva gewidmet ist.

Shiva mag für den eurozentristischen Blick erstmals widersprüchlich erscheinen. Da ist zum einen Shiva, der als Teil der Dreifaltigkeit (Trimurti) der hiesigen Glaubenssysteme, neben Brahma als Schöpfer und Vishnu als Erhalter, für die Zerstörung der Schöpfung steht. Gleichzeitig gilt er u.a. Anhängern des Shivaismus als höchstes Wesen als Verheißer und Erhalter des Glücks und der Güte. Aber das Schreiben über Shiva überlasse ich gerne anderen, damit zurück zu meinen Erfahrungen der Maha Shivatrati 2023:

 

Die große Nacht Shivas hat als Feiertag auch Auswirkungen auf den Alltag Keralas. So hatte auch mein Arbeitsplatz (ein CoWorking Space in Ernakulam) tagsüber geschlossen. Nachdem ich ein wenig zuhause gearbeitet hatte, packte mich doch der Sturm und vor allem der Drang. So machte ich mich unbedarft auf nach Aluva, das im Norden der Kochi/Ernakulam Metropolregion gelegen liegt.

Ich wusste nur, dass es dort einen friedlich gelegenen Tempel geben sollte, der Lord Shiva geweiht war. Je näher ich kam, desto sichtbarer wurde der gegebene Ausnahmezustand -mit dem ich naiverweise nicht gerechnet hatte: Unzählige Pilger schoben sich durch die Gassen. Hunderte Polizisten im Einsatz. In einem Umkreis von etwa 3km des Tempels stand an jeder Straßeneinfahrt mindestens ein Beamter.  Ein großer Jahrmarkt war dem Tempel vorgelagert. Spiritualität und pragmatischer Haushaltsbedarf gaben sich hier die Hand. Der Tempel selbst war tatsächlich klein und beschaulich, und trotz der Menschenmassen dennoch in der andächtigen Ruhe der Pilger friedvoll. Auf dem Tempelgelände selbst entspannte sich die Dichte der Menschen. In einem Gespräch mit Abhijat, einem jungen Hindu, erfuhr ich, dass auch viele Christen zu diesem Anlass in den Hindutempel pilgern. Im Gegenzug besucht er auch zu den christlichen Hochfesten die Kirchen. Das Gelände war von einer einzigartigen Stimmung erfasst, die ich versucht habe in ein paar Bildern einzufangen.

 

Am Abend ging ich dann doch noch in den CoWorking Space. Ich hatte dort letzte Woche Vishnu kennengelernt. Nach einem netten Gespräch hatte mich zu einer Abendveranstaltung eingeladen: Eine Stand-Up Comedian Show. Vishnu ist ein begnadeter Comedian der in der hiesigen Metropolregion eine Szene aufzubauen versucht - und das aus dem Nichts. Die Show heißt: The Comedy Lounge. Drei Comedians gaben alles in einer Show auf Englisch samt Einwürfen auf Malayalam. Für mich war es toll eine solche Comedyshow auf Grundlage der mir bekannten Normen und Codes Keralas zu erleben. Dass ich mich mit dem Großteil identifizieren konnte, erkannte ich an meinen herzlichen Lachern. Gleichwohl wurde ich immer wieder als der „German Guy“ in die Show einbezogen - in Erwartung, dass ich Stereotype liefere. 

>Ach geliebte Identitätsfrage, da bist du ja wieder...


Es war ein wunderbarer Abschluss des Tages mit tollen Begegnungen nach der Show.

 

Ab lassen wir nun Bilder sprechen!

 



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Maha Shivatrati - The Great Night of Shiva

 

Who noticed it? From 18.02. to 19.02. we witnessed the night before the next new moon. According to the Hindu lunar calendar, a sacred high festival falls on this night: The Great Night of Shiva.

On the first impression Shiva may seem contradictory from a Eurocentric perspective. On the one hand there is Shiva, who as part of the trinity (Trimurti). Besides Brahma as creator and Vishnu as preserver Shiva stands for the aspect of destruction. Among other things followers of Shivaism, Shiva is considered as the highest supreme being, a protector. But lets go back to my experiences of the Maha Shivatrati 2023:

 

The great night of Shiva is a holiday. So it also has an impact on the everyday life here in Kerala. My workplace (a CoWorking Space in Ernakulam) had also closed during the day. Frankly, I did some work at home. But after some time, I have given in to my desire: So I headed towards Aluva, which is located in the north of the Kochi/Ernakulam metropolitan area.

I just knew, that there was supposed to be a peacefully temple which is dedicated to Lord Shiva. The closer I got to my destination, the more I sensed the actual situation of this holiday- which I had naively not expected: countless pilgrims pushed their way through the tiny alleys. Hundreds of policemen. Within a radius of about 3km of the temple, there was at least one officer at every street entrance. A large fair was located in front of the temple. Spirituality needs and pragmatic household needs were meeting here. The temple itself was indeed small. Despite the crowds it stood out peacefully in the devout silence of the pilgrims. In a conversation with Abhijat, a young Hindu, I learned that many Christians also make a pilgrimage to the Hindu temple for this occasion. In turn, he also visits churches on Christian feasts. 

In general it was an unique atmosphere! I tried to capture that in some pictures.

 

In the evening, I went to my CoWorking Space for an event: A stand up Comedian show. I had met Vishnu there last week. He is a gifted Comedian who is trying to build a scene in the local metropolitan area: The Comedy Lounge. 3 comedians were performing, mainly in English and some Malaylam. It was great to experience such a comedy show based on the norms and codes of Kerala that I was familiar with. Considering my deep laughter, I could tell that I was able to identify with most of it – Anyhow, in the show I was referred as the "German Guy", expecting to deliver stereotypes. 

> Ah, beloved question of identity, there you are... 

Anyhow, it was a wonderful end to the day with lovely encounters after the show.

 

So, dear pictures, the floor is yours!

























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